Praxistag 04/2017

Familienstellen mit Figuren

Am Montag, den 10. April.2014 fand von 9.00 bis 18.00 Uhr der Praxistag, dieses mal ganztägig mit Sieglinde Schneider im Klangheilzentrum, Ötztaler Str. 1b, in München, statt. Das Seminar kam zustande, weil sich viele Teilnehmer des Regionaltages 2016 für eine Weiterbildung bzw. eine Vertiefung der Arbeit mit Figuren eingetragen hatten – und so nahmen etwa 50 Interessierte teil.

Nach einer kurzen Begrüßung der Teilnehmer, Bekanntgabe der organisatorischen Details und Begrüßung von Sieglinde Schneider, begann Sieglinde nach einer kurzen Einleitung uns ihre Vorgehensweisen zu erläutern.

Beim Familienstellen geht es nicht darum, den Menschen ändern zu wollen oder seine Persönlichkeit zu entwickeln. Es geht vielmehr darum, herauszufinden, warum wir wie auf Konflikte reagieren und in der Tiefe das zu sehen, was uns in ein Muster einbindet.

Es sind vielmals Probleme, die immer wieder auftauchen, uns tief in ein Schicksal einbinden. Es geht beim Familienstellen darum Muster zu erkennen und daraus Lösungen zu finden und um Fragen wie:

  • Was muss in der Familienseele in Frieden kommen?
  • Was braucht es, damit ich auf dem richtigen Platz bin?
  • Was braucht es, um im Fluss zu sein?
  • Was braucht es, das Leben anzunehmen?
  • Was braucht es, gestärkt zu sein?
  • Was braucht es, um dazuzugehören, hineingenommen zu werden?

Worauf ist zu achten?

  • Das Anliegen muss genau formuliert sein
  • Drauf zu achten, wie jemand die Stellvertreter aufstellt
  • und wann verändert sich die Mimik des Anliegengebers
  • oder wie ist der Anliegengeber gekleidet
  • Auf verschobene Sätze hören- nachfragen: Wo macht dieser Satz Sinn
  • Gefühle, Schicksal, Symptome dazustellen
  • Möglichkeit für weitere Informationen
  • Sich Gedanken machen, wie komme ich an weitere Informationen

Vorteile des Figurenstellens in der Einzelarbeit

  • Eine Problembeschreibung kann schnell unterbrochen werden, indem der Klient gebeten wird, mit dem Stellen zu beginnen
  • eine Figur für Dich usw.
  • Das Wesentliche kann leicht vom Unwesentlichen unterschieden werden, das Gesagt auf das Wesentliche reduziert werden
  • Der AHA-Effekt ist groß
  • der Klient stellt fest, dass es anders ist als er dachte
  • Muster durchbrechen durch ein neues Bild

Dabei reicht es nicht aus, nur hinzuschauen, was in der Familie passiert ist. Wichtig ist vielmehr, eine Verbindung zum Problem des Klienten herzustellen. Der Klient muss sehen, wo sein Gefühl und sein sehnen in der Familie gebunden ist.
Es ist wichtig zu erarbeiten, welche Schicksalsschläge welche Wirkung haben, muss wissen,wie eine schicksalhafte Bewegung in der Familie wirkt.
Wie geht es z.B. Eltern, wenn sie ein Kind verlieren? Wie steht es um Trauer, wie um Schuldgefühle – gibt es Vorwürfe?
Wenn eine Frau im Kindbett stirbt, dann wirkt sich das mindestens auf die nächsten drei Generationen aus. Das geborene Kind hat oft Schuldgefühle und geht als Erwachsene davon aus, bei der Geburt des eigenen Kindes zu sterben, so wie die Uroma.

Geschwister-Konflikte – Geschwister-Rivalität

  • Stehen die Geschwister auf dem richtigen Platz?
  • Tragen die Geschwister etwas aus, was verschoben ist? Z.B. die Rivalität zwischen 2 Frauen?
  • Tragen z.B. Bruder und Schwester die verborgenen Spannungen der Eltern aus? Frühere Lieben/Beziehungen haben Gewicht
  • Wer hat den Gewinn?
  • Wer hat den Preis bezahlt?

Das Aufstellen der Figuren
Sieglinde sucht die Figuren für den Klienten, dessen Eltern, Kinder, Großeltern selbst aus. So kann sie sich zurechtfinden in den unterschiedlichen Farben der Figuren.
Für das Anliegen oder das Symptom sucht der Klient selbst eine Figur aus. Der Klient muss jede Figur selbst in die Hand nehmen und ihr einen Platz geben. Er kann z.B. die Anliegen- Figur nehmen und fühlen, wo im System muss die Anliegen-Figur stehen?

So kann z.B. der Klient sehen, für wen er im System Alkohol trinkt und kann erkennen, warum der Vorfahre trinken musste, indem er sich das Schicksal des Vorfahren anschaut. Jetzt sieht er ihn und sich nicht mehr als Looser. Der Klient erkennt, dass er für jemand trinken muss, der Schweres erlebt hat. Er musste trinken, um Kräfte zu mobilisieren, das auszuhalten, das zu verdrängen. Aber die Panik, die Trauer, die Energie bleibt. Deshalb trinkt der Nachfolger/Spätere.

Eine große Rolle spielt in der Praxis das Thema Erbe. Bei Problemen geht es meist um eines der beiden Themen oder um beide:

  • uneheliches Kind
  • Unrecht in der Firma

Nachkommen können den Gewinn nicht nehmen, wenn die, die den Preis gezahlt haben, nicht gesehen werden. Bei Erbangelegenheiten kommen alle verdeckten Geschichten hoch:

  • Ist da ein Unrecht geschehen, indem der, der hätte erben müssen nicht geerbt hat?
  • Ein Kuckuckskind untergeschoben wurde?
  • Der wirkliche Zeuger ausgegrenzt ist
  • Ein Kompagnon hinausgeschoben wurde
  • Die Wurzel/Herkunft nicht stimmt
  • Jemand ausgeschlossen wurde
  • Von wem kommt das Erbe?
  • Gibt es verstorbene Kinder?

Das Erbe kann nicht genommen werden, wenn derjenige, der den Preis gezahlt hat, nicht gesehen wird.

Darüber hinaus gab es noch einige Themen wie Krieg, Abgetriebene Kinder, Adoption, ua., auf die Sieglinde eingegangen ist. Wenn sie im Ausland arbeitet, ist es wichtig, die geschichtlichen Relevanzen im Blick zu haben. In Brasilien muss man bis zu den Sklaven gehen. Dort wurden Kinder gestohlen – 10 Jahre alte Mädchen – da geht die Lebensfreude verloren.
In Amerika muss man fragen: Wo kommen die Vorfahren her. Die Indianer-Thematik muss dann angeschaut werden, wenn jemand davon profitiert hat. Beispielsweise Eisenbahnbau (Enteignung,Sklaven,Tod) – dann hat es Gewicht.

Nach diesem vollen Tag und der Fülle an Informationen gingen wir reich beschenkt nach Hause. Es wird vielen in ihrer Arbeit mit Klienten eine wertvolle Orientierung sein – Danke.

Herzlichen Dank für die Mitschriften, die diesen Bericht in dieser Ausführlichkeit ermöglicht haben an Doris Hirschfeld und Annegret Chucholowski.

Anzing, den 28. Mai 2017
Andreas Lechner
Regionalsprecher